„Kaum ein Jahr nach dem Femizid an Walaa in Grone wurde im nahen Umkreis von Göttingen erneut ein Femizid begangen. Am Montag der vergangenen Woche, am 16.6.25, wurde eine 30-jährige Frau in der Wohnung ihres Partners in Kalefeld-Willershausen tot aufgefunden. Ermordet. Merkmale zeigen, dass sie erwürgt wurde. Bisher weist alles auf den Partner als mutmaßlichen Täter hin.
Das Netzwerk gegen Femizide Göttingen gedachte der Ermordeten am Montag dieser Woche in kleinem Kreis und erklärt: „Wir betrauern den Tod einer weiteren Frau, einer Schwester. Denn im Angesicht patriarchaler Gewalt sind wir alle Schwestern. Es war eine Gewalttat und gewaltsam wurde sie aus dem Leben gerissen. Und wir sind wütend darüber, denn dies ist kein Einzelfall, kein Einzelschicksal. Männer maßen sich an über Leben und Tod von Frauen zu entscheiden. So auch in diesem Fall. Wir nennen diese Taten Femizide. Das bedeutet, dass Frauen durch Männer, oftmals Partner oder Ex-Partner, ermordet werden, weil sie ihre eigene Meinung vertreten, weil sie ihr Leben selbst bestimmt leben wollen, weil sie die ihnen aufgedrängten Rollen oder Zuschreibungen nicht erfüllen wollen. Sobald Frauen sich den patriarchalen Besitzansprüchen widersetzen bringen sie sich in Gefahr.“
Die Abwertung, Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen ist alltäglich, überall zu finden und hat System, erklärt Janne Wand vom Netzwerk. Femizide seien nur der schreckliche Gipfel dieser Gewalt. Nach offiziellen Zählungen wird jeden zweiten bis dritten Tag in Deutschland eine Frau umgebracht, weil sie eine Frau ist. Die gesellschaftliche Ursache dafür benennt das Netzwerk als das Patriarchat. Daher sei es wichtig, dass der Femizid in Kalefeld nicht nur als Einzelfall behandelt wird, denn er reiht sich ein in so viele andere. Es ist mindestens der 45. Femizid in Deutschland – allein im Jahr 2025.
„Wir wollen gemeinsam Gedenken. In Gedanken und Anteilnahme sind wir bei der Familie und den Freunden der Ermordeten“, sagt Spies. „Wir würden gerne in Kontakt treten, auch wenn oder gerade weil Trauer und Schock derzeit überwältigend sind.“ Zusammen mit dem Frauenhaus Northeim plant das Netzwerk eine Gedenkveranstaltung abzuhalten und lädt herzlich dazu ein, diese gemeinsam zu gestalten und teilzunehmen.
„Taten wie diese dürfen nicht vergessen, nicht unsichtbar gemacht werden. Wir wollen trauern, aufstehen, erinnern und laut gegen die Gewalt an Frauen aufbegehren. Damit irgendwann keine Frau mehr durch die Hand eines Mannes stirbt“, sagt Janne Wand zum Abschluss.
Kontakt des Netzwerks gegen Femizide Göttingen:
Mail: gegenfemizide_goe@riseup.net